Zum Nachlesen: Ansprache zum letzten Sonntag nach Epiphanias

Quelle: Ka Young Lee

„Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jesaja 60,2)

Liebe Zuhörende,

was sind das nur für Zeiten in denen wir leben: seit einigen Monaten geht eine schlimme Pandemie um die Erde, seit Jahren schreitet der Klimawandel kräftig voran, und wieder und wieder werden Demokratie und Menschenrechte mit Füßen getreten, zuletzt in gravierender Weise in Amerika, aber auch in vielen anderen Teilen der Erde. Dunkle Schleier überziehen die Welt so wie sie zu anderen Zeiten mit anderen Dingen die Welt überzogen haben.

 

Wahrhaft dunkle Wolken am Horizont und trübe Aussichten und viele von uns fragen sich natürlich, was und ob man da überhaupt was machen kann? Soll man die Augen verschließen oder woanders hinschauen und sagen: „Uns geht´s doch gut und es gibt doch auch gute Entwicklungen“ Oder soll man die Dinge kleinreden oder wegreden: Es ist ja alles nicht so schlimm und es wird schon wieder“ Oder soll man resignieren: „Da kann man eh nichts machen, das ist halt so“ Oder ist alles nicht nur noch zum Verzweifeln: „Wo soll das nur hinführen? Das wird alles noch schlimmer, ganz schlimm.“
 

Wie gut tut da der Wochenspruch der kommenden Woche aus dem Buch des Propheten Jesaja, in dem es heißt: „Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jesaja 60,2) – ein Vers, den ein Prophet in der Tradition von Jesaja zu den Menschen von Juda und Jerusalem sagte, die erleben mussten, wie Großmächte ihr Land und viele andere Länder eroberten und unterdrückten. Der Prophet stimmte nicht in das Gejammer, die Verzweiflung oder den Opportunismus vieler Zeitgenossen ein, sondern der Prophet hielt den Menschen eine Vision, keine Illusion, vor Augen, dass nämlich das Licht Gottes und seine Herrlichkeit über ihnen aufgehen und es wieder hell werden wird. Der Prophet baut kein Luftschloss, das schnell wieder in sich zusammenfällt, sondern er erinnert daran, dass Gott immer wieder in der Geschichte Licht ins Dunkel gebracht hat und Gott auch jetzt über dir, über dem Volk Juda und Jerusalem, und nicht über anderen, hier und jetzt und nicht irgendwann und irgendwo Licht ins Dunkel bringt. 
 

Die Worte des Propheten haben den Menschen seiner Zeit Mut gemacht, haben sie Schritte in die Zukunft gehen lassen, und sie können auch uns heute Mut machen. Sie machen Mut, den Krisen in die Augen zu sehen. Sie machen Mut, darauf zu schauen, dass auch zu anderen Zeiten Licht ins Dunkel gekommen ist. Sie machen Mut, Licht auch im momentanen Dunkel zu sehen und da gibt es ja auch derzeit einiges: Nachbarschaftshilfen in der Corona-Krise, geändertes Mobilitäts- und Energieverhalten in der Klima-Krise, weltweite Demonstrationen für Demokratie und Einhaltung des Menschenrechte wie zum Beispiel bei der „black lives matter“- Bewegung.
 

Immer wieder geht der Herr über uns auf und leuchtet seine Herrlichkeit in unser Leben hinein, im Großen wie im Kleinen. Wir können und sollen für dieses Licht offen sein, nicht krampfhaft versuchen, es selber anzuknipsen, denn dann kommt oft nichts, oder nichts Richtiges. Aber wenn wir und nicht in unserem Haus, in unserem Wohlstand, in unserem Land einigeln sondern rausgehen, offen sind, andere Menschen sehen, auf sie zugehen, uns in Gottes Natur begeben, uns an ihr freuen, dann kann uns ein Licht aufgehen, bekommen wir einen Lichtblick, einen Geistesblitz, und auf einmal sehen wir vieles anders, sehen wir Handlungs-und Veränderungsmöglichkeiten und wir tun im Rahmen unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten etwas, um noch mehr Licht ins Dunkel zu bringen
 

„Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jesaja 60,2) – was für ein schönes Wort am Anfang dieses Jahres, ein Wort das Hoffnung macht, dass das Jahr 2021 anders, heller, lebendiger, bunter als das Vorjahr wird und dass wir im Sommer oder Herbst wieder ein wenig ungetrübter feiern und unser Leben im Licht Gottes genießen können. Amen. 

 

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