Zum Nachlesen: Ansprache zu Heilig Abend

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort … und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Joh 1,1-2)

 

Liebe Zuhörende, 

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort … und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ – so heißt es am Anfang des Johannesevangeliums und so steht es als Losung auch über dem Weihnachtsfest. „Im Anfang war das Wort“ – auch am Anfang und vor dieser Advents- und Weihnachtszeit – das Wort von der Gemeinschaft, von der Familie, von Besinnlichkeit, vom Frieden. Wir haben vor ein paar Wochen alle noch gehofft und gewünscht, dass es familiäre, friedvolle, besinnliche, segensreiche Advents- und Weihnachtstage werden. Nun ist Weihnachten da und wir müssen leider feststellen, dass viele der Advents- und Weihnachtswünsche wegen Corona nicht in Erfüllung gegangen sind, dass die Advents- und Weihnachtszeit ganz anders verlaufen ist als wir es uns erdacht haben. Die Besuche und Treffen mit der Familie und mit Freunden sind ausgeblieben, Feiern und Kulturveranstaltungen fanden nicht statt, die Kontaktbeschränkungen und das Zuhause-Bleiben haben Traurigkeit, Stress und Streit hervorgerufen und Geschenke konnten nur bedingt liebevoll ausgesucht werden. „Im Anfang war das Wort“ – auch am Anfang dieser Advents- und Weihnachtszeit – aber wir haben es nicht umsetzen können, haben andere Worte erlebt. 

 

„Im Anfang war das Wort“ – nicht nur am Anfang der Advents- und Weihnachtszeit, sondern auch am Anfang anderer Zeiten und auch am Anfang aller Zeiten „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ so heißt es am Anfang der Bibel „… und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht … und es werde noch etliches andere und es wurde noch etliches andere. Und Gott sah, dass es gut war. – eben gut, nicht schlecht – alles was Gott schuf, war gut. „Im Anfang war das Wort“, das Wort Gottes, ein gutes Wort, ein lebendiges Wort, ein buntes Wort - doch die Menschen haben oft genug das Wort nicht ergriffen, haben sich an andere Worte geklammert, eigene Worte kreiert, haben Wege der anderen gekreuzt, Wege der Mitmenschen, Wege der Schöpfung, Wege Gottes. 

 

„Im Anfang war das Wort“ – und das war´s dann. Wenn das Wort nicht erwidert wird, dann kommt halt kein neues Wort mehr, dann scheiden sich die Wege, dann geht man auch eigene Wege. Doch Gott reagiert nicht so, wie wir Menschen reagieren, wenn Worte im Leeren verlaufen, wenn Worte nicht erwidert werden. Gott reagiert anders. Gott schickt ein zweites Wort hinterher, kein böses sondern ebenfalls ein gutes, ein leibhaftiges. „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.“ Gott lässt nicht locker. Gott will das Leben, auch für die, die dem Leben den Rücken gekehrt haben, deren Leben in Gefahr gebracht worden ist oder es selber in Gefahr brachten. „Das Wort ward Fleisch“. Gottes Wort des Lebens und der Liebe nimmt Gestalt an, Gestalt in Jesus Christus, Gestalt in einem kleinen wehr- und hilflosen Kind armer Eltern, das in einem Stall geboren wird, Gestalt in einem Menschen, der andere Menschen versteht, mit ihnen fühlt, mit ihnen leidet, der immer nur für andere da ist, vor allem für die, die draußen vor sind, Gestalt in einem Menschen, der stirbt, der aber den Tod überwindet und von den Toten aufersteht. 

 

„Im Anfang war das Wort und das Wort ward Fleisch wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit“ – auch am diesjährigen Weihnachtsfest – Licht in unserem Dunkel, Gemeinschaft in der Einsamkeit, Frieden in allem Stress, aller Zerrissenheit, allem Streit. Das Wort ward Fleisch – und wird Fleisch auch bei uns. Es ist nie zu spät. Wir können mit dem Dabeisein Gottes auch heute noch, auch unter Corona-Bedingungen, das umsetzen, was wir uns vor Wochen vorgenommen und gewünscht haben. Wir können Verwandte und Freunde anrufen, anmailen, ihnen einen Gruß vor die Tür stellen. Wir können das, worüber es Streit gab, draußen vorlassen und gemeinsam mal etwas ganz anderes, Ungewohntes tun. Wir können einfach alles mal liegen lassen und träumen, träumen von einer Zeit nach Corona, träumen von einer Zeit, in der wir bewusster, achtsamer, gerechter, friedvoller leben. Das Wort ward Fleisch, wird Fleisch und will Fleisch werden, Gott wird Mensch – immer wieder, auch heute und morgen. Lassen wir das Wort Gottes bei uns ein und erleben wir ein wenig von der Herrlichkeit, vom Licht und vom Leben. Amen. 

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