Zum Nachlesen: Ansprache zum Sonntag Trinitatis

"Nur wer neu geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen." (Joh 3,3b)

Liebe Zuhörende, 

„nur wer neu geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen“ – so heißt es im Predigttext des Sonntags Trinitatis aus dem Johannesevangelium – und nicht nur einmal, gleich achtmal ist im Gespräch des Jesus mit dem Pharisäer Nikodemus in Johannes 3 die Rede von der neuen Geburt. 
 

„Neu geboren werden“ – wer von uns wünschte sich das nicht? Alles mal hinter sich lassen, alle Sorgen, alle Ängste, alle Beschwernisse, alle Belastungen. Und dann nochmal neu anfangen, frei und unbeschwert, als Jugendlicher, als junger Erwachsener, die Weichen nochmal neu stellen, in der Ausbildung, im Beruf, in der Beziehung, in der Wahl der Freunde, in der Wahl des Wohnortes, Alles nochmal neu - das wär´s! Was würde man dann nicht alles anders machen, vieles vermutlich.
 

Manchmal gelingt uns das ein wenig, manchmal fühlen wir uns wie „neu geboren“, in oder nach einem Urlaub zum Beispiel, wenn wir die Seele mal baumeln lassen können, oder bei einem großen beruflichen Erfolg oder bei einem persönlichen Top-Ereignis, der Geburt eines Kindes oder Enkels. Dann sind wir glücklich, dann denken wir manchmal, die ganze Welt steht uns offen.
 

Aber  sehr schnell holt uns dann der Alltag wieder ein, ist das Glücksgefühl wieder in weiter Ferne, finden wir uns im Alltag und in gewohnten Strukturen wieder. Dann schauen wir so wie Nikodemus voller Hochachtung aber manchmal auch Neid und Eifersucht auf Menschen wie Jesus, dem scheinbar alles gelingt und der scheinbar nur bleibendes Glück im Leben hat.
 

Jesus spürt den Wunsch, die Sehnsucht des Nikodemus und vieler Menschen, nochmal neu geboren zu werden, neu anfangen zu können. Und Jesus sagt zu Nikodemus und letztlich zu uns: Schaut nicht auf mich und nicht auf Euch, was wir alles haben und tun oder nicht haben und tun, sondern lasst Euch vom Geist Gottes beseelen, der weht ,wo er will, und der auch bei euch wehen kann und dann werdet Ihr neues Leben erleben.
 

Nicht dass dann das Leben vollkommen neu wäre. Bestimmte Prozesse wie den Alterungs- oder den Sozialisationsprozess kann man ja nicht umkehren. Aber wenn man den Geist Gottes in sich einlässt, dann kann man erleben, dass Leben nicht nur aus schwerer Arbeit und festgefahrenen Beziehungen und Sorgen und Nöten besteht, sondern das Leben noch viel mehr zu bieten hat, dass Leben auch ein Spielort des Reiches Gottes werden kann, das Gottes Reich mitten unter uns erlebbar ist.
 

Der Geist Gottes führt zum Beispiel mit anderen Menschen zusammen, die ähnliches durchmachen wie man selbst und die daher Verständnis für einen aufbringen und einen mittragen. Oder der Geist Gottes schafft Kontakt zu Menschen, die so ganz anders als man selbst sind und die Farbe in unseren grauen Alltag bringen und die schlaffen Lebensgeister wieder wecken. Oder der Geist Gottes lässt einen Dinge hören und sehen, die man so noch nie gehört und gesehen hat und die einen wieder am Leben freuen lassen: hilfreiche Worte, eine liebe Geste, ein schöner Teil von Gottes Schöpfung: wunderschöne Landschaften zum Beispiel. Der Geist Gottes schenkt Kraft und Mut, durchzuhalten oder eine andere Sache in Angriff zu nehmen oder ein Talent, das bisher in einem geschlummert hat, zum Leben zu wecken. Es ist so viel, was der Geist Gottes bei uns bewirken kann. – und so wünsche ich uns, dass wir den Geist Gottes, der überall und auch in uns weht, in uns einlassen und erleben, dass hier und da in unserem Leben doch etwas neu geboren wird, dass Leben wieder lebendig wird, Farbe bekommt, dass Gottes neue Welt in unserer Welt in Erscheinung tritt. Amen. 

 

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