Zum Nachlesen: Ansprache zu Exaudi

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke“ (Joh 7,37)

Liebe Zuhörende, 

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke“ – so sagt Jesus im heutigen Predigttext aus dem Johannesevangelium – die Menschen damals beim Laubhüttenfest in Jerusalem und wir Menschen heute leiden keinen Durst. Allerdings wussten die Menschen damals und wissen auch wir heute, dass der Durst in anderen Gegenden der Welt akut ist – Bilder von vertrocknetem Land und verdursteten Tieren und Menschen sind vor Augen und auch uns kann das noch blühen bei all dem fortschreitenden Klimawandel, der Erderwärmung und der Wasserknappheit. 

 

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke“ (Joh 7,37) – der Satz hat die Menschen damals und heute aber auch noch ganz anders berührt. Es gibt ja nicht nur den realen Durst, es gibt auch noch ganz anderen Durst, einen Durst nach Gemeinschaft, nach Liebe, nach Frieden, nach Gerechtigkeit. Was haben die Menschen damals zur Zeit Jesu Durst gehabt nach anderen politischen Verhältnissen? Was hatten sie die Unterdrückung, die Gewalt und die Armut satt? Und was sehnten sie sich nach Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand? Und was haben wir heute nicht für einen Durst, wo doch die Vereinsamung, der Werteverlust, das Leistungsstreben immer mehr zunehmen und sich die Menschen nach Gemeinschaft, Anerkennung und Glück sehnen? 

 

Und gerade deshalb sagt Jesus: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Jesus weiß um den Lebensdurst der Menschen seiner Zeit und der Menschen aller Zeiten und er weiß, wie man diesen Lebensdurst zunächst ein wenig und letztlich ganz stillen kann. Jesus weiß es, weil er erfahren hat, was Menschen haben und vor allem, was sie nicht haben, wonach sie sich sehnen, wonach sie dürsten. Und Jesus hat vielen Menschen, denen er begegnet ist, das gegeben, wonach sie gedürstet haben: Gemeinschaft in der Einsamkeit, Gesundheit in Krankheit, Vergebung in Schuld, Neuanfang im Ende. Doch Jesus gab noch mehr. Er verhieß den Menschen damals und den Menschen aller Zeiten und an allen Orten seinen Geist, der den Lebensdurst weiterstillen und die Menschen befähigen wird, auch den Durst ihrer Mitmenschen zu stillen und der das Reich Gottes weiterbauen wird, das mit Jesus mitten unter die Menschen gekommen ist und in dem “Ströme des lebendigen Wassers“ fließen, wie es schon die Propheten geweissagt haben. 

 

Das durstlöschende Wirken, das lebendige Wasser Jesu und des Geistes ist ja manchmal schwer zu erkennen, aber es ist da und es ist zu erfahren, wenn wir ihm Glauben schenken, wenn wir uns ihm öffnen, wenn wir auf es zugehen. Ich erkenne das lebendige Wasser Jesu und des Geistes da, wo wir auf Menschen mit einer ähnlichen Sehnsucht wie wir treffen und wir uns gemeinsam auf die Suche machen. Oder da, wo uns jemand mitten in der Verzweiflung die Hand reicht und uns ein gutes Wort zusagt und wir für dne Moment getröstet und ermutigt sind. Oder auch dort, wo in uns ungeahnte Gedanken und Begabungen aufleuchten und wir den Mut haben, sie anzusprechen und auszuleben und andere Schritte im Leben zu gehen. Haben wir den Mut, uns in unserem Lebensdurst zu öffnen und zu bewegen für und auf uns zu, ffür und auf andere zu, für und auf Gott zu und erlebe wir, dass mit Jesus und mit dem Heiligen Geist aus den trockenen Wüsten des Lebens blühende Gärten werden können. Amen. 

 

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