Zum Nachlesen: Audio-Andacht zum Sonntag Judika

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Mt 20,28)

Liebe Zuhörende, 

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Mt 20,28)- so lautet der Wochenspruch der kommenden Woche. Für was musste dieser Satz Jesu im Laufe der Jahrhunderte alles herhalten? Wie hat man mit diesen Worten die gesellschaftlichen Strukturen verfestigt und immer mehr ausgebaut, Strukturen in der Familie, in den Dörfern und Städten, in den Ländern, in den Kirchen. Wie wurde damit den Kindern eingeschärft alles für ihre Eltern zu tun, den Knechten und Mägden ohne Wenn und Aber ihren Herrschaften zu dienen, den Arbeitern und Angestellten das Letzte für die Firma und den Chef zu geben, den Untertanen treu zu ihren Herrschern zu stehen, den Menschen in Lateinamerika und Afrika sich den Kolonialherren zu unterwerfen, den Gläubigen alles für ihre Kirche zu tun. Jahr-hundertelang wurde den Menschen unten von den Menschen oben eingebläut, dass die besten christlichen Tugenden Demut, Bescheidenheit, Dienst, Selbsthingabe bis zur Selbstaufgabe sind, um sie dann noch mehr auszubeuten. Daran änderte auch nichts, dass sich der Preußenkönig Friedrich der Große bekanntlich als „erster Diener seines Staates“ bezeichnete und manche Päpste als erste Diener ihrer Kirche, denn damit dienten sie noch lange nicht den Untertanen und den Gläubigen sondern diese noch mehr dem Staat und der Kirche. Ja, für was ist der Satz Jesu alles verwendet worden, obwohl viele wussten, wer diesen Satz und in welchem Zusammenhang er dies gesagt hat. 

 „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ – ein Satz Jesu und ein Satz, den er im Blick auf sich selbst gesprochen hat, denn mit dem Menschensohn meint er ja sich selber und drückt damit gleichzeitig eine Botschaft aus. Der Menschensohn ist nicht nur ein Menschenkind, Sohn von Menschen, sondern es ist auch der Sohn, der Gottessohn für die Menschen. Das war der Grund, warum Gott in Jesus auf diese Welt kam, damit er für die Menschen da war, ihnen diente und zwar nicht nur einigen sondern allen. Und so erzählte er den Menschen von Gott, seinem Vater, gab den Hungernden zu essen, heilte die Kranken, brachte Menschen zusammen. Aber Jesus tat noch mehr, er diente nicht nur sondern er gab sein Leben auch zu einer Erlösung für viele. Jesus ging es darum, dass er Menschen aus dem, was ihr Leben einengte, belastete, mit Angst erfüllte und kaputt machte, befreite, ihnen einen Weg zum Leben zeigte. Jesus tat diese Erlösung, diese Befreiung dadurch, indem er ihnen Gottes bedingungslose Liebe verkündete und sie diese Liebe auch spüren ließ. Jesus machte den Menschen mit dieser Liebe, dieser Wertschätzung Mut, das, was sie belastete, beim Namen zu nennen, dem, was sie kaputt machte, entgegenzutreten, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. 

 

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“- zum Glück gab es im Laufe der Geschichte nicht nur Menschen, die den Satz in ihrem Sinne verstanden und anderen dieses Verständnis aufgezwängt haben. Es gab auch immer wieder Menschen, die den Satz so verstanden haben, wie Jesus ihn ursprünglich gemeint hat und die sich diesen Satz als Nachfolger Jesu zu Herzen nahmen. Immer wieder gab es Reiche, so wie Franz von Assisi, die ihren Reichtum für Arme einsetzten. Und es gab Arme und Unterdrückte, die sich zusammenschlossen und gemeinsam ihre Stimme für Freiheit und Gerechtigkeit erhoben. All diesen Menschen ging es nicht um eine Umkehrung der Verhältnisse sondern um eine Veränderung der Verhältnisse, so dass alle Menschen in Würde du Freiheit und mit dem Lebensnotwendigen leben können. 

 

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“- möge der Satz Jesu uns treffen und berühren und mögen wir durch ihn verwandelt werden, so dass wir nicht bis zur Selbstaufgabe dienen und uns bedienen lassen, sondern dass wir füreinander so da sind, dass alle ein Leben führen können, dass den Namen Leben verdient hat. Amen. 

 

Spendenkonten

Spenden unter dem Stichwort „Luth. Pfarrkirchengemeinde“ an das Kirchenkreisamt Kirchhain-Marburg.

Mehr…

Kontakt

Gemeindebüro
Lutherischer Kirchhof 1
35037 Marburg
Telefon: (06421) 34 00 696

 

© 2024 Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden in Marburg