Zum Nachlesen: Ansprache zum Sonntag Invocavit

„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ (1.Joh 3,8b)

Liebe Zuhörende, 

vor einigen Jahren wurde in einer bundesweiten Umfrage mal gefragt, ob man an den Teufel glaubt. Im Mittelalter hätten vermutlich noch 99 % mit „Ja“ geantwortet. Nunmehr waren es aber nur noch 20 %, während 70 % der Befragten mit „Nein“ antworteten und die restlichen 10 % „Weiß nicht“ angaben. Ich hätte auch mit „Nein“ geantwortet, weil mir noch kein leibhaftiger Teufel begegnet ist und ein Teufel auch meinem Glauben vom allmächtigen und barmherzigen Gott widersprechen würde. Denn Gott wäre ja nicht allmächtig, barmherzig und omnipräsent, wenn es einen anderen neben ihm geben würde und dieser sogar noch von ihm geschaffen worden wäre. 

 

Auch wenn die meisten Menschen heutzutage nicht mehr an einen Teufel glauben, so reden sie dennoch vom Teufel und kennen durchaus Teufelskreise mit echt armen Teufeln, teuflische Situationen, wo der Teufel oftmals im Detail steckt, verteufelte Dinge, und Menschen, die vom Teufel geritten werden und denen man wünscht, dass, wenn sie sich nicht selber zum Teufel scheren, der Teufel holen möge. Vieles fällt mir ein: Da verliert man z.B. den Job und das Einkommen und dann die Wohnung und weil man keine Wohnung hat bekommt man keinen Job und hat kein Einkommen. Oder man ist schwerkrank und viele Therapien haben nicht angeschlagen und dann investiert man sein ganzes Geld in irgendwelche Wundermittel. Oder da sind Menschen, die leben nur noch für Erfolg und Macht und gehen dafür über Leichen. Oder es gibt Alkohol oder Bezugspersonen, von denen man nicht mehr loskommt. 

 

Wenn man in einem Teufelskreis ist, eine teuflische Situation erlebt oder vom Teufel geritten ist, dann ist man durcheinander, verworren, was der griechische Ausdruck „Diabolos“ ja meint, dann hat man nicht mehr den Überblick, sieht man nur noch das eine, gibt es scheinbar nur noch einen Weg, einen teuflischen Weg, der eine unheimliche Kraft hat. In einem Teufelskreis zu sein, eine teuflische Situation zu erleben, vom Teufel geritten zu werden, zu erleben, dass der Teufel los ist, ist schlimm. Oft neigt man dann dazu, in all diesem Teuflischen einen Befreiungsschlag zu machen oder aber sich selber einen Schlag zu verpassen. 

 

Wie gut tut da der Wochenspruch des Sonntags Invokavit aus dem 1.Johannesbrief, in dem es heißt: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ (1.Joh 3,8b) Gut und entlastend finde ich den Vers zum einen deswegen, weil er sagt, was wir auch alle aus eigener Erfahrung wissen, dass man einen Teufelskreis und einen Teufelsritt oftmals nicht aus eigener Kraft beenden kann, dass man dafür Hilfe von außen braucht. Zum anderen und vor allem aber sagt der Vers, dass Gott die Menschen nicht in dieser schwierigen Situation lassen, sondern die Situation verändern und die Menschen da herausholen will. Gott hat dazu den Anfang in seinem Sohn Jesus Christus gemacht, in dem er vom Himmel auf die Erde mitten in teuflische Situationen hier in dieser Welt gekommen ist. Aber anders als die Menschen hat er diese Situationen nicht geschluckt oder einen Rundumschlag gemacht, sondern er hat das Verteufelte beim Namen genannt, hat sich dem Verteufelten gestellt, hat Licht ins Dunkel gebracht, hat das Ja Gottes dem Nein der Welt entgegengestellt, hat die Auferstehung am Ende aller Tage und die Auferstehung mitten im Leben vor Augen geführt und gelebt und hat damit wirklich teuflische Situationen durchbrechen, die Werke des Teufels zerstören und neues Leben schaffen können – damals als die Männer die Ehebrecherin steinigen wollten und Jesus sagte: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ oder die vielen Male, als Familien und Freunde Kranke und Sterbende schon aufgeben hatten und Jesus dran blieb und das Leben zurückkehrte oder in Jesu eigener Leidensgeschichte, wo Jesus dem Leiden trotzte und der Hauptmann unter dem Kreuz nachher sprach: „Dieser ist wahrlich Gottes Sohn gewesen.“ 

 

„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Gott ist in Jesus Christus auch heute noch unter uns und steht uns zur Seite. Gott macht uns Mut, allem Teuflischen ein klares Ja Gottes entgegenzuhalten. Auch wenn das Teuflische uns geringschätzt und kaputtmachen will: Wir sind wer und wir haben was und wir können was und deshalb können wir auch dem Teuflischen ein klares Nein entgegensetzen: den Faktoren, die uns und andere arm und krank und kaputt machen. Und wir können aufstehen für Gerechtigkeit und Frieden und Leben, aufstehen für die unter Unterdrückung, Ausgrenzung, Gewalt und Hunger Leidenden und tun es ja auch schon an ganz vielen Stellen. „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre“ – mit dieser Tat von Jesus Christus ist das Teuflische noch längst nicht aus der Welt, Teuflisches, Werke des Teufels, wie es der 1.Johannesbrief nennt, gibt es leider immer wieder, aber der Anfang ist gemacht und die Zerstörung der Werke des Teufels geht weiter und wir können trotz des Teuflischen leben und werden das Teuflische überleben im ewigen Leben oder wie es Martin Luther in seinem berühmte Reformationslied gedichtet hat: „Und wenn die Welt voll Teufel wär´ und wollt uns gar verschlingen. So fürchten wir uns nicht so sehr. Es muss uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau´r er sich stellt, tut er uns doch nicht, das macht, er ist gericht; ein Wörtlein kann ihn fällen.“. Und das Wörtlein ist Ja zur Liebe Gottes und Nein zum Teuflischen dieser Welt. Amen. 



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